Irland OG-Reise 2017

 

Bereits auf dem Swiss Flug LX400 von Zürich nach Dublin wurde stilgemäss mit zwei Flaschen Champagner auf die bevorstehenden Tage auf der grünen Insel angestossen – die Zivilisten in Reihe 32 wurden gleich miteingeladen. So waren wir bereits in bester Laune, als uns Antoine von Graffenried am Flughafen mit OG-Schild und typisch irischem „flatcap“ in Empfang nahm. Sogleich bezogen wir dann die Plätze in unserem Transportmittel für die nächsten vier Tage – einem Mercedes Sprinter mit äusserst touristischem Anstrich. Über den Fahrer desselben kann ich wenig berichten: er hatte rote Haare und einen roten Bart. Seinen Namen haben wir bis zum Schluss nicht rausgekriegt, bzw. verstanden. Er sprach auch sonst praktisch kein Wort, fuhr wann immer möglich die maximale Geschwindigkeit von 100 km/h und folgte strikte der kürzesten – nicht aber zwingend der schnellsten – Route gemäss Navigationsgerät. Er war aber immer pünktlich und beim Tontaubenschiessen erstaunlich treffsicher – dazu später.

Kurz vor dem Mittag – wir hatten unsere Uhren bereits eine Stunde zurückgestellt – hielt unser Bus an der Ailesbury Road Nr. 6, der Schweizer Botschaft in Dublin. Botschafterin Marie-Claude Meylan empfing uns inoffiziell, aber umso herzlicher und mit viel Westschweizer Charme in den Räumlichkeiten der Botschaft. Zufällig war auch der Verteidigungsattaché mit Sitz in London, Oberst Martin Lerch, in Dublin anwesend und nutzte die Gelegenheit für ein Treffen mit uns. Last but not least war auch OG-Mitglied Manuel Imfeld zu uns gestossen, welcher ein Nachdiplomstudium in Dublin absolviert. Aus dieser Konstellation ergaben sich rasch angeregte Diskussionen und ein spannender Austausch bei Kaffee und Kuchen.

Anschliessend fuhren wir mit Zwischenstopp an der „Barack Obama Plaza“ rund 290 km an die Westküste Irlands, nach Kilkee – als Insideralternative zu den überlaufenen Cliffs of Moher. Den Wind in den Haaren erklommen wir die herrlichen Klippen am westlichen Ende der Ortschaft und genossen das Naturspektakel. Gleichzeitig forcierten wir aber auch das Marschtempo ein wenig und schlugen so die nötige Zeit heraus, um im Dorf in „Dickie’s Bar“ noch ein erstes Pint Guinness zu trinken, bevor es rund 90 km zurück nach Limerick ging. Nach kurzem Zimmerbezug und Tenüwechsel im The George Boutique Hotel an der O’Connell Street fuhren wir bereits wieder nach Westen zum Bunratty Castle. Hier wurden wir nun wirklich mit allen Ehren als „my lord“ bzw. „my lady“ oder „my honored guest“ zum mittelalterlichen Abendessen mit reichlich gefüllten Speiseplatten – und Weinkrügen – empfangen. Zu fortgeschrittener Zeit hätten wir wohl auch in die irischen Volkslieder eingestimmt, wenn wir diese nur ansatzweise gekannt hätten. Just zur Polizeistunde zurück im Hotel konnten wir gerade noch mit einem Whiskey auf den erlebnisreichen Tag anstossen.

Am nächsten Morgen begab sich ein Teil der Gruppe auf Entdeckungstour durch Limerick, wobei sich insbesondere das King John’s Castle als sehenswert erwies. Der andere Teil der Gruppe begab sich mit dem Bus für eine Trainingseinheit Tontaubenschiessen zur RoseMount Shooting School zwanzig Minuten südwestlich von Limerick. Nach einer kurzen Einweisung in die Waffen und die Anlage wurden mehr oder weniger erfolgreich, aber sehr engagiert, verschiedene Szenarien trainiert. Um zwölf Uhr mittags trafen sich alle wieder in der Fussgängerzone von Limerick im „The Buttary“ zum ausgiebigen Apéro und Mittagessen. Nachdem nunmehr auch Monique von Graffenried zu uns gestossen war, fuhren wir zu den Klängen irischer Folkmusik Richtung Skibbereen im Süden der Insel. Wir machten dabei einzig einen Zwischenhalt in einem sehr ländlichen Pub, wo die Nachmittagsunterhaltung darin bestand „Only Fools and Horses - Del and Rodney Smash the Chandelier“ im Fernseher anzuschauen - und natürlich Guinness zu trinken. Nach rund 170 km fuhren wir die eindrückliche Zufahrt zum Liss Ard Estate hinauf. Oben angelangt empfing uns der Schweizer Geschäftsführer Timo Stern auf dem Anwesen seiner Familie. Nach dem Bezug der Zimmer führte uns derselbe durch das Anwesen und zeigte uns insbesondere den eindrücklichen „Irish Sky Garden“, welcher vom Künstler James Turrell gestaltet wurde. Dieser bietet insbesondere ein spektakuläres Erleben von Licht, Himmel und Horizont – und einige aus der Gruppe folgten dem Rat von Timo Stern, in der Nacht noch einmal zurückzukehren und den Sternenhimmel zu bewundern. Der Abend wurde dann durch ein herrliches Dinner im Anwesen und beim Jassen oder beim Whiskey am Kaminfeuer beendet.

Am anderen Morgen wurden gewisse Teilnehmer leider davon abgehalten, in der Morgendämmerung auf dem Lough Abisdealy, dem See des Anwesens, zu fischen, da die Fischerausrüstung an amerikanische Touristen ausgeliehen worden war. Nach dem Frühstück stieg unsere Gruppe auf dem grossen Parkplatz vor dem „The Skibbereen Eagle“ in Tragumna unweit des Lissard Estate aus und wirkte dabei wie eine ans Ende der Welt gespülte Touristengruppe, die acht unspektakuläre an der Küste gelegene Häuschen fotografierte. Nun ganz unbegründet war unser Interesse an diesen Häuschen nicht. In den 1970er Jahren hatte Oberst Albert Bachmann den Liss Ard Estate mit dem Ziel erstanden, hier für den Fall eines sowjetischen Einfalls in die Schweiz ein Exilstandort für den Bundesrat einzurichten. Die acht Häuschen an der Küste in Tragumna waren als Ferienhaussiedlung getarnt und hätten unter anderem als Unterkunft der Bundesräte und der Stabsmitarbeiter aber auch als Lagerraum für Gold, Material und Kommunikationsmittel dienen sollen. Der Pub war als Verpflegungszentrum angedacht. Ziel war es, die in der Heimat zurückgebliebene Widerstandsorganisation von diesem Standort aus mittels Funk zu führen.

Mit diesem Mythos in den Köpfen und dem unverwechselbaren Geruch der See in der Nase machten wir uns auf, zurück ins ca. 350 km entfernte Dublin. Den Mittagshalt machten wir in Cashel unweit von Tipperary (militärisch bekannt vom unter den irischen Truppen im ersten Weltkrieg beliebten Lied It’s a long way to Tipperary: „It’s a long way to Tipperary, It’s a long way to go. It’s a long way to Tipperary, To the sweetest girl I know!”), aber zuvor wurde noch der eindrückliche Rock of Cashel bestiegen und besichtigt. In Dublin angekommen und nach einem ruppigen Check-In ins Academy Plaza Hotel am Findlater Place off O'Connell Street blieben noch ein paar Stunden, um individuell durch die pulsierende Stadt zu streifen, bevor wir uns abends beim Arlington Hotel an der O’Connell Bridge zur Celtic Night trafen. Bei traditionellem Irish Stew genossen wir die live Musik und die Tanzshow, wobei die OG beim Tanzen von einem Mitglied auch aktiv auf der Bühne – ähnlich wie beim Tontaubenschiessen mehr oder weniger erfolgreich – vertreten wurde. Mit einem letzten Hop House haben wir den Abend im J.W. Sweetman am Burgh Quay, einem wunderbaren Pub, ausklingen lassen.

Am Sonntagmorgen war es dann Zeit, uns von unseren Gastgebern, Antoine und Monique, zu verabschieden. Sie sind vor rund zwei Jahren nach Limerick gezogen, wohin Antoine von seinem Arbeitgeber entsendet worden war. Ihnen danke ich ganz herzlich für die Organisation dieser tollen Reise. Beim Transfer zum Flughafen haben wir uns allerdings dann nicht mehr an ihre Planung gehalten. Ein Teilnehmer – einmal Mot Of immer Mot Of – handelte kurzerhand einen guten Preis mit einem Grossraumtaxi aus, so dass wir früher als mit dem Flughafenbus am Flughafen waren und noch füglich Zeit hatten für ein letztes Guinness.

 

"Die Sieben Bundesräte im Exil"

 

 

 

 

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Artikel NZZ 03.02.2021:

 

https://www.nzz.ch/schweiz/im-kalten-krieg-war-das-irische-landgut-liss-ard-als-exil-fuer-den-bundesrat-vorgesehen-jetzt-ist-es-an-einen-us-investor-verkauft-worden-ld.1599410

 

 

 

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